Art-Camp FURT in Nischnje Selischtsche, 9.-18. Juni 2024

Dieses erste Jugendlager für ukrainische Kriegskinder mit einem neuen Team fand im Jugendgästehaus SargoRigo statt, ebenfalls ein NeSTU-Projekt. Das Camp wurde vollständig von NeSTU finanziert

Bericht von Tatyana Belousova, GO Molotok

Vom 9. bis 18. Juni 2024 fand im Jugendgästehaus SargoRigo in Nischnje Selischtsche das erste Art Camp „Furt“ statt. 18 wunderbare Kinder im Alter von 10-13 Jahren aus der ganzen Ukraine haben sich während diesen zehn Tagen mithilfe der Kunst etwas vom Kriegsstress erholt.

Auch von Nischnje Selischtsche aus kann man schöne Tagesausflüge in die Karpaten unternehmen. Auf dem Berg Hymba bei Pylypets.

Es war unsere erste Ausschreibung und wir waren überrascht von der großen Anzahl von Kindern und Eltern, die sich für die Teilnahme am Camp beworben hatten, insgesamt 103. Viele von ihnen schrieben in ihrer Begründung, dass es in der Ukraine nur wenige Kunstcamps gibt, einige wollten das Talent ihres Kindes fördern, und für viele war es wichtig, ihr Kind zumindest vorübergehend aus der Kriegszone in Sicherheit zu bringen.

Wir haben versucht, Kinder aus verschiedenen Orten, mit unterschiedlichen traumatischen Geschichten und Interessen auszuwählen.

Präsentation der im Rahmen des Workshops erstellten Abschlussperformance: Gleb (Merefa, bei Charkiw), Danylo (Cherson), Stafan (Zaporizhzhia)

Während des ganzen Camps schufen die Kinder mit Hilfe von Coaches und einer Psychologin ihr eigenes Drama, ihre eigenen Figuren und ihre eigenen Häuser. Der Kreativität waren beinahe keine Grenzen gesetzt, Gestaltung des Bühnenbildes, Tanz, Kostüme... Und wie immer, schöpften wir aus der Arbeit mit den Kindern soviel positive Energie, dass wir uns zwischendurch wieder vergegenwärtigen mussten, wer schon welche Lebensgeschichte erlebt hat.

Die beiden Schwestern Vika und Alyona leben in einer Stadt in der Nähe von Charkiw. Ihre Mutter arbeitete als Lehrerin. Bis 2022 verbrachten sie jedes Jahr einen Teil der Sommerferien gemeinsam mit ihren Eltern in Transkarpatien. Ihre Mutter war überglücklich, dass wir beide Schwestern für das Lager ausgewählt hatten. Aber die russische Offensive auf Charkiw war in vollem Gange und Aljona, das ältere Mädchen, machte sich grosse Sorgen um ihre Mutter und wollte nicht zum Camp fahren.

Auch Andrii lebt mit seiner Mutter in einem fast leeren Dorf nordöstlich von Charkiw. Sein Vater ist Soldat und sagte bisher, dass das Dorf noch sicher sei und dass er sie rechtzeitig benachrichtigen würde, wenn sie flüchten müssten. Andrii machte sich während des Camps grosse Sorgen um seine Mutter und fürchtete sich auch vor seiner Rückkehr ins Dorf, das immer wieder beschossen wird. Am letzten Tag des Camps teilte ihm seine Mutter mit, dass sie das Dorf verlassen würden.

Eine Geschichte entsteht: Vira, Fedir (Cherson), Danylo (Cherson), Lisa (Irpin), Katia (Region Mykolaiv), Vika (Kramatorsk)

Wir merkten, dass die Kinder fünf ganze Tage brauchten, um sich zu entspannen und sich voll der Kreativität zu widmen. Es war, als ob sie ihre Rüstung ablegten und sich erlaubten, zu leben und zu genießen. Unerwartet hatten wir auch zwei Kinder mit Autismus im Camp, die Eltern hatten uns dies vorher nicht mitgeteilt. Das war eine besondere Herausforderung für uns Betreuerinnen, aber eine tolle Erfahrung für die beiden Kinder, die zum ersten Mal ihre Kreativität mit Gleichaltrigen teilen konnten. Zum Glück haben wir Svitlana in unserem Team, sie ist praktizierende Psychologin. Nach dem Camp hat sie weiterhin Kontakt zu den Eltern und Kindern, mit einigen hat sie Beratungen und sogar eine kostenlose Online-Therapie begonnen.

Es war unser erstes Camp, und wir waren glücklich, am Ende die lächelnden Gesichter der Kinder und Eltern zu sehen. Wir wissen, dass viele Kinder in der Ukraine solche Camps brauchen, in denen sie sich austauschen, emotional erholen und mit Kunst gesättigt werden können, und wir freuen uns, wenn wir einige von ihnen ein bisschen glücklicher machen können. Jedes zukünftige Camp wird ein bisschen anders sein, auch die Altersgruppen können sich ändern, aber die Idee, einen sicheren Raum für Erholung durch Kunst zu schaffen, bleibt.

Rückmeldungen von den Eltern:

Elena Zveriakova (Odesa): (...)mein Kind ist im 10. Himmel vor Glück. Wir hoffen sehr, dass er nicht das letzte Mal bei Euch war (...), die Köchin ist auch super, Vova sagte, dass alles lecker war. Ich hoffe, wir werden uns auf jeden Fall wiedersehen.

Vlad aus Melnykowe bei Charkiw probt für die Abschlussvorstellung

Anna Avdeeva (Zaporizhzhia): Danke für die glücklichen Momente in Glebs Kindheit. Das erste, was er im Zug tat, war, mir seine "Basteltasche" und "neue" kreative Kleidung zu zeigen. Er war glücklich und erzählte mir von seinen Freunden! Inspiration und Kraft für ALLE, die an dem 10-tägigen Märchen unserer Kinder beteiligt sind!

Anna Pasichnyk (Donezk/Lwiw): Ich möchte mich aufrichtig und ehrlich bei allen bedanken, die an den Ferien unserer Kinder beteiligt waren. Ihr seid unglaublich, in zehn Tagen hat sich das Kind bis zur Unkenntlichkeit verändert. Vielen Dank für diese wunderbare Gelegenheit zur Erholung, für die vielen positiven Eindrücke und Ihr persönliches Engagement. Viel Glück für Ihr Team!

Veronika Nikolayenko (Charkiw): Ich möchte mich noch einmal für diese 10 Tage des Glücks bedanken. Schon drei Tage höre ich nun schon Geschichten über Furt, lerne transkarpatische Vokabeln, merke mir Namen der Kinder und Erwachsenen aus den Videos... Ich denke, das beste Anzeichen eines gelungenen Camps ist, wenn ein Kind nicht aufhört, darüber zu sprechen.

Lisa aus Irpin und Danylo aus Cherson beim Aufstieg auf den Berg Hymba

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NeSTU