Rundbrief 9.07.2024

Link zum Rundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von NeSTU

Aus dem Inhalt dieses Rundbriefs:

  • In Zusammenarbeit mit ProUkraïna und dem Verein Parasolka hat NeSTU im Mai einen ersten Hilfstransport in die Ukraine geschickt: Wertvolles medizinisches Material und 60 (!) Lastenfahrräder. Bericht vom Projektkoordinator Michael Roffler.

  • Der Autor dieser Rundbriefe war Mitte Mai in Charkiw und im Donbass und hat dort viele engagierte Menschen kennengelernt. Bericht und Fotos sind auf unserer Website zu finden.

  • Berichte von unseren Partnerorganisationen: Base_UA hat mit Unterstützung von NeSTU im Mai in den Karpaten ein weiteres Camp für Kriegskinder durchgeführt; im Jugendgästehaus SargoRigo in Nischnje Selischtsche fand ein erstes Camp des Vereins Molotok statt, diese neue Initiative trägt den Namen "FURT", der Bericht ist auf unserer Website zu finden; die NGO Mental Recovery aus Charkiw organisierte ebenfalls im Mai wieder ein Camp für insgesamt 50 Kinder und erwachsene Angehörige in den Karpaten. Ein ausführliches Gespräch mit der Koordinatorin von Mental Recovery, Anna Nahorna, ist in meinem Reisebericht zu finden.

  • In der Schweiz: In St. Imier gibt es neu, mit Unterstützung von NeSTU, einen Schachklub für geflüchtete Menschen aus der Ukraine und anderen Ländern. Der Ukraine-Treff in Stans organisiert weiterhin eine Bibliothek und am 12. Juni wieder einmal einen Ausflug, diesmal ins Benediktinerkloster Engelberg.

  • Die Hudaki Village Band musste im Juni eine Konzertreise absagen, ein Musiker war zur Armee einberufen worden. Anfang September soll es aber wieder klappen: Konzerte in der Braui Hochdorf LU am 6.9. und in der Barakuba in Basel am 7.9.

  • Lesetipp: Die ukrainische Schriftstellerin und Fotografin Yevgenia Belorusets schrieb kürzlich in der NZZ einen lesenswerten Beitrag über persönliche Erfahrungen mit der Rekrutierung von Soldaten in der Ukraine.

  • Zur Erinnerung: Sie können edel gedruckte Grusskarten mit den Selbstporträts ukrainischer Kriegskinder in 6er-Sets inklusive Kuverts bei NeSTU bestellen. Mindestpreis pro Set: 20.- plus Versandkosten. Der Erlös geht an Jugendprojekte in der Ukraine. 

Redaktion: Jürgen Kräftner, Kooperative Longo mai Nischnje Selischtsche, NeSTU-Ukraine.

Mit diesem Flyer bedanken wir uns bei Allen, die unsere gemeinsame Arbeit mit unseren Partnerorganisationen in der Ukraine in den vergangenen Monaten unterstützt haben. Er gibt einen Überblick über die Vielfalt und die Prioritäten unserer Arbeit. Wir haben ausreichend davon gedruckt und wir können Ihnen gerne weitere Exemplare zum Verteilen schicken. Mail
NeSTU ist weiterhin dringend auf Spenden von privater Hand angewiesen, herzlichen Dank für jeden Beitrag und für Empfehlungen, гарно дякуємо!


Erster gemeinsamer Hilfsgütertransport von ProUkraïna, Parasolka und NeSTU
Bericht von Michael Roffler

Am 22. Mai 2024 konnten wir einen grossen Transport mit einem ukrainischen Sattelschlepper nach Uzhhorod durchführen. 
Geladen wurden zahlreiche Hilfsgüter im Wert von über 125‘000 Franken. Von medizinischer Infrastruktur, über Mobiliar für den Neubau in Vil‘shany bis hin zu 60 Transportfahrrädern inklusive 700 kg Fahrrad-Ersatzteile war so ziemlich alles dabei, was man sich vorstellen kann. 
Aber beginnen wir doch von vorne. Nach der GV im März 2024, wo das Projekt Hilfsgüter-Transporte zum ersten Mal einem grösseren Publikum vorgestellt wurde, meldeten sich umgehend mehrere Leute, die dazu beitragen wollten. Darunter war Material im Wert von Tausenden von Franken, welches in der Ukraine dringend gebraucht wird. Wir konnten es im Zwischenlager in Winterthur einlagern, bis genügend Material für einen Transport beisammen war. 
Auch Parasolka trug viel dazu bei, so zum Beispiel elektrische Rollstühle, zusammenklappbare Tische aus einem Kirchgemeindehaus in Stansstad, Arbeitstische aus einer Fabrik in Aarburg und qualitativ hochwertige Stühle aus einer Kirche in Trimbach. Die Praxis-Übergabe einer Gynäkologin im Kanton Thurgau ergab noch zusätzliche wertvolle Geräte und Infrastruktur. 
Des Weiteren warteten in Schaffhausen 60 Transportfahrräder, ein Tandem, sowie zwei weitere Velos bereits seit Anfang des Krieges auf einen Transport in die Ukraine. Die schon ziemlich frustrierten Spender suchten immer wieder erfolglos nach einer bezahlbaren Transportmöglichkeit und einem zuverlässigen Abnehmer. Niemand traute sich den Transport dieser fabrikneuen Fahrräder zu – aus logistischen, zolltechnischen oder Kostengründen. Oder man verzichtete einfach darauf, weil Wert und Nutzen dieser Ladung nicht erkannt wurden. Ein solches Velo kostet im Laden 1‘100 Franken – man rechne. Auf den teilweise sehr schlechten Strassen sind solch robuste Transportfahrräder ein Segen und ersetzen das Auto, wenn es z.B. darum geht, einen Einkauf zu transportieren. 

Der komplette Bericht inklusive weiterer Fotos ist unter Aktuelles auf der Website von NeSTU zu finden
 

Zehn Fahrräder sind bereits in Bobrowyzja angekommen. Bobrowyzja ist ein Stadtteil am Nordostrand von Tschernihiw. Hier hat die russische Armee bei der Belagerung der Stadt sehr viel zerstört.

"Velorennen" auf Schweizer Fahrrädern vor zerstörten Häusern in Bobrowyzja.


Art-Camp Horizvit* von Base_UA in Drahobrat (Transkarpatien) im Mai 2024
Unsere Kolleginnen von Base_UA merken bei der Auswahl der Kandidat.innen für ihre Art-Camps die steigende Anzahl von Kindern, die Angehörige im Krieg verloren haben. Es ist eine zusätzliche Herausforderung, diese Kinder behutsam mit positiven Emotionen "aufzutanken" und ihnen so wieder etwas Lebensfreude auf den Weg mitzugeben. In der wunderbaren Atmosphäre der ukrainischen Karpaten und dank eines schon erfahrenen Teams scheint dies aber gut zu gelingen. Es war bereits das dritte Camp in diesem Jahr, das vierte läuft gerade,  in Nischnje Selischtsche. NeSTU unterstützt diese Camps massgeblich.
*Horizvit (горицвіт) ist der ukrainische Name für das Adonisröschen (oder Frühlingsadonis), buchstäblich übersetzt bedeutet der Name Bergblume.
Der Bericht der Koordinatorin Marharyta Kurbanova ist auf unserer Website zu finden, die Fotos sind ebenfalls sehr aussagekräftig. Einige davon hier...:


Schachklub in St. Imier
Am 31. Mai fand in Saint Imier das "Fest der Nachbarn" (Fête des Voisins) statt, organisiert von der Association MIA, Bericht von Diana Hrytsyshyna-Schenkel (NeSTU).

Das Programm umfasste Verkostungen von Spezialitätengerichten, Kommunikation und Gesellschaftsspiele. Etwa 100 Personen nahmen an der Veranstaltung teil:
Einheimische Freiwillige, die zu Beginn des Krieges Menschen aus der Ukraine Unterkunft geboten haben oder sonstwie unterstützt haben, sowie in St. Imier lebende Ukrainer und Ukrainerinnen und Geflüchtete aus anderen Ländern. Volodia, "unser" Schachexperte, nutzte die Gelegenheit und organisierte ein kleines Schachturnier, wobei die aus der Ukraine gelieferten Schachspiele gut gebraucht wurden. Es war ein beglückender Anlass, vor allem die Kinder strahlten ob der Gelegenheit, ihr Können als Schachspieler unter Beweis zu stellen. 
 


Ukraine-Treff Stans zu Besuch in Engelberg
Bericht von Kari Grunder
Bereits zum dritten Mal haben wir uns am 12. Juni vom Ukraine-Treff Stans mit unseren Freunden von Engelberg getroffen. Anastasia, Didi und Elisabeth haben für uns und für die in Engelberg lebenden Schutzsuchenden aus der Ukraine eine Führung durch das Benediktinerkloster organisiert. Unsere bunt gemischte Gruppe von 25 ukrainischen Frauen, Kindern und Männern und einigen Schweizer Begleitpersonen durfte die weitläufigen, prächtigen und geschichtsträchtigen Räume der Kirche und des Konvents besichtigen. Besonderes Staunen löste das weltberühmte Intarsienzimmer aus mit all seinen wunderbaren Details. Im Speisesaal hat uns Abt Christian persönlich mit Kaffee und Kuchen verwöhnt und sich auf unsere Fragen eingelassen. Für diese schöne Geste der Gastfreundschaft und für das Engagement unserer Engelberger Freunde bedanken wir uns herzlich!
 


Charkiw und Donbass, ein Reisebericht vom Mai 2024

Der vollständige Reisebericht ist auf unserer Website zu finden. Neben den vielen Eindrücken und Informationen von der Arbeit unerschrockener, aufrechter Menschen in unmittelbarer Frontnähe möchte ich eines besonders unterstreichen. Natürlich ist die Ukraine im Krieg kein Land für Tourismus. Aber nichts ersetzt die persönliche Begegnung mit diesen Menschen in ihrem angestammten Umfeld und das Lesen der vielen kleinen und grossen Anzeichen ihrer Unbeugsamkeit und ihres Lebenswillens.

Die Ukraine in der zweiten Maihälfte zu durchqueren ist ein grosses Privileg: tagelange Fahrten auf überraschend guten Strassen durch blühende, abwechslungsreiche Landschaften, liebevoll gepflegte Dörfer, üppige Blumenbeete vor bescheidenen Häusern und Grossstädte mit riesigen Parkanlagen und spannender Architektur. Die stets zitierten riesigen Weizen- und Sonnenblumenfelder auf den Schwarzerdeböden sind nicht so eintönig, wie man vermuten könnte. Verminte und daher nicht bestellte Felder haben wir nur in der Umgebung von Isjum, südöstlich von Charkiw, gesehen. Nach gut 3‘500km und zahlreichen Gesprächen entsteht ein Gesamteindruck, der mit der internationalen Kriegsberichterstattung nicht viel Gemeinsames hat.

Wir haben uns zu dritt auf den Weg gemacht, um eine Minibusladung hochwertigen Bastel- und Zeichenmaterials zu den entsprechenden Initiativen im Donbass abzuliefern. Freunde hatten es in Deutschland gesammelt, auch ein kleiner Stromgenerator war dabei. Dazu kamen ein paar hundert Liter Apfelsaft aus den Karpaten. Unsere Reisespesen übernahm das Europäische Bürger:innenforum, vielen Dank!

Nastya Malkyna und Genia Koroletov sind Künstler aus Luhansk. Sie mussten zweimal flüchten, 2014 und 2022, seither leben sie bei uns in Nischnje Selischtsche am Westrand der Ukraine. Genia und Nastya sind Mitbegründer der «Luhansk Contemporary Diaspora», eines Netzwerks avantgardistischer Künstler. Seit 2022 organisieren die beiden Workshops mit Kindern in und aus den Kriegszonen. Sie ermuntern diese, ihren Lieblingsort zu zeichnen und nehmen die dazugehörigen Geschichten auf. Daraus entsteht eine Sammlung an kleinen Kunstwerken, Erinnerungen und persönlichen Schicksalen.

Auch diese Reise sollte mit einem solchen Workshop in der Kleinstadt Swjatohirsk (Oblast Donezk, 30km von der Front) enden. Leider musste er in letzter Minute abgesagt werden. Die Militärverwaltung hatte kurzfristig jegliche Zusammenkunft von mehr als 3 Personen verboten, eine russische Grossoffensive sei geplant.

Der Dritte im Bunde war zugleich der Fahrer, anschliessend Autor, ansonsten Musiker und Hersteller von Cider und anderen Apfelderivaten bei der selbstverwalteten Kooperative Longo mai in der Ukraine. Unsere unterschiedlichen Hintergründe machten es umso spannender, uns während der Reise über die gewonnenen Eindrücke auszutauschen. Text: Jürgen Kräftner
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Obstgarten
Zum Abschluss, schon traditionell, ein paar aktuelle Fotos aus unserem Obstgarten in Nischnje Selischtsche: 13 Hektar Apfel- und ein paar Birnbäume, robuste Sorten, die wir auf Spindelhochstamm ziehen. Der Frühling und der Frühsommer haben es sehr gut mit uns und unseren Bäumen gemeint. Eine ideale Mischung aus Wärme und Feuchtigkeit tut der Vegetation gut, derzeit sieht es auch nach einer guten Apfelernte aus. Wer sich beteiligen möchte, bitte um Nachricht an NeSTU.

Kontakt zu NeSTU:

Salome Stalder - Martin, Dipl Forst-Ing. ETH, Mürgstrasse 6, 6370 Stans

E-Mail: info(at)nestu.org. Natel: 078 770 23 43
Spendenkonto NeSTU:

Raiffeisenbank Nidwalden, 6370 Stans
IBAN: CH69 8080 8008 0940 4940 2
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Jürgen Kräftner